Redebeitrag in der Bettinastraße

„Ein Einzelfall kommt selten allein“

Wir befinden uns an dieser Stelle an einem prägnanten Punkt unserer Route. Die Demo hier in Offenbach soll unter anderem auf die immer weiter voranschreitende Organisierung und Bewaffnung von rechten bis extrem rechten Kräften in vermeintlichen Sicherheitsbehörden, wie der Polizei und der Bundeswehr hinweisen. Diese Entwicklung steht in einem größeren Zusammenhang von rechtsterroristischen Kontinuitäten in Deutschland, aber auch europa- und weltweit.

Ein Akteur rechten Terrors wuchs an dieser Stelle auf; genau hier in der Bettinastraße 1. Es handelt sich um Franco Albrecht. Der 32-Jährige Soldat machte im April 2017 viel von sich reden. Grund dafür war seine Festnahme aufgrund von Planung rechtsterroristischer Anschläge und konkreten Vorbereitungen dafür. Das perfide an seinem Plan war nicht etwa die Hortung von Waffen und Sprengkörpern aus Bundeswehrbeständen, sowie die Deponierung davon am Wiener Flughafen. Sondern sein bereits teilweise umgesetzter Plan mit einer falschen Identität als syrischer „Geflüchteter“ Anschläge zu begehen, um diese Geflüchteten anzulasten und damit Hass und Hetze gegen diese weiter anzustacheln.

Genau dieser Nazi mit konkreten Anschlagsplänen wurde bereits im November 2017 wieder aus der Untersuchungshaft entlassen. Seitdem bewegt sich Albrecht frei und sicher durch das Rhein-Main-Gebiet. Wir möchten die Nachbarschaft darüber aufklären, wem sie hier auf der Straße begegnet sind und wahrscheinlich auch in Zukunft öfter über den Weg laufen werden. Auch die Apfelweinkneipe Klein in der Bettinastraße 16 möchten wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Die (ehemaligen) Betreiber_innen haben die sonst aufgrund von Corona verschlossene Lokaltür wissentlich einem Nazi geöffnet. Er ließ sich während eines Fotoshootings für eine unsägliche Homestory in besagter Kneipe von den Wirten mit Apfelwein versorgen und posierte dort, um anschließend in dem Artikel seine hanebüchene Geschichte platziert zu wissen.

Wir sind am heutigen Tag mit vielen Antifaschist:innen in Offenbach auf der Straße, um zu zeigen, dass wir keine homezone für Nazis wollen! Ein aktueller Anlass weswegen wir darauf hinweisen, dass
der Soldat Franco Albrecht hier im Offenbacher Nordend ein und ausgeht, ist der anstehende Prozess gegen ihn vor dem OLG in Frankfurt. Dieser startet am 20. Mai. Mit der Kampagne “Ein Einzelfall
kommt selten allein” werden wir diesen Prozess um Franco Albrecht medial und inhaltlich begleiten. An dieser Stelle wollen wir auch die wichtige Arbeit von NSU Watch honorieren. Die Initiative klärt
seit Jahren über neonazistische und rechtsterroristische Netzwerke und deren Akteur:innen auf. Außerdem beobachten sie kontinuierlich Gerichtsprozesse gegen Rechtsterrorist:innen; auch dann wenn kein
Medienrummel mehr herrscht. Schaut auf deren Webseiten vorbei, lest euch die Protokolle und weitere Infos rund um Prozessbeobachtungen durch und schafft Aufmerksamkeit!

Auch wir nehmen den anstehenden Prozess zum Anlass, um die aktuell voranschreitende Organisierung Rechter in Sicherheitsbehörden und Justiz aufzuzeigen, statt sie wortlos hinzunehmen. Wir wollen und werden weiterhin auf nicht aufgearbeitete und immer noch existierende faschistoide Strukturen in Polizei und Bundeswehr hinweisen.

Lasst Nazis keine Ruhe! Ihr wisst was zu tun ist, wenn ihr sie auf der Straße trefft. Um die Frage auf unserem Fronttransparent „Wo sind all die Waffen?“ zu beantworten – genau hier ist ein Ort eines nazistischen Waffenhorters. Unsere Forderungen an dieser Stelle sind die Zerschlagung und Entwaffnung von neonazistischen und rechtsterroristischen Netzwerken!

Außerdem gehört antifaschistische Arbeit entkriminalisiert, Freiheit für alle inhaftierten Antifas wie Lina, Dy und Findus!