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Demobericht

Am Samstag den 15. Mai veranstalteten wir in Offenbach als Bündnis eine Demonstration unter dem Motto „Ein Einzelfall kommt selten allein“. Anlass war der Prozessauftakt gegen Franco Albrecht vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt.

Die Demo startete am Busbahnhof in Offenbach. Dieser war mit einer Plakataktion als Startpunkt der Demo markiert worden. Engagierte Aktivist:innen hatten die Parolen „So viele rechtsextreme Einzelfälle“ und „Free Lina“ plakatiert!

Nach einem kurzen Auftakt, bei dem mit unserem Aufruf klar gemacht wurde, dass wir gegen den Einzeltätermythos und den ehemaligen Bundeswehrsoldaten Franco Albrecht auf der Straße sind, wurde ein Grußwort von Martina Renner verlesen.

Die 400-Personen starke Demo startete kraftvoll und steuerte zielstrebig den ersten Kundgebungsort an. Dieser befand sich an der ehemaligen Kneipe Anitas Pilsstube. Dort wurde auf den Vorfall aus dem Jahr 2018 aufmerksam gemacht, bei dem Offenbacher Nazis – unter ihnen auch ein Polizeianwärter aus Hessen – rassistische Parolen riefen. Nachdem sie damit konfrontiert wurden, eskalierte die Situation und einer der Nazis warf einen Bierkrug. Die Demo solidarisierte sich mit den Betroffenen und machte auch auf das bestehende #Polizeiproblem aufmerksam.

An der nächsten Station wurde in einem Grußwort von Çetin Gültekin, dem Bruder des in Hanau ermordeten Gökhan Gültekin, erneut die These des vermeintlichen Einzeltäters problematisiert. Vor dem zweiten Offenbacher Polizeipräsidium am Ledermuseum wurde auf die Versäumnisse in der Ermittlungsarbeit hingewiesen und was das für die Arbeit der Betroffenen in der Initiative 19. Februar bedeutet – sie recherchieren und decken gravierende Fehler und Informationen zur Tatnacht auf.

Anschließend sprach die Gruppe Feministisch Antifaschistisch Offenbach (FAO) zu Nazistrukturen in Offenbach. Sie gingen auf rassistische und antisemitische Vorfälle der letzten Monate und Jahre in der Stadt ein. Weiter riefen sie zur Organisierung in antifaschistischen Strukturen, wie Offenbach solidarisch oder der freundlichen Antifa von nebenan auf!

Die brisanteste Stelle der Demonstration stellte die Bettinastraße dar. Dort wurde die Frage gestellt, wo sich all die Waffen befinden, welche in den vergangenen Jahren aus Polizei- und Bundeswehrbeständen verloren gingen. Mit einem Wechseltransparent wurde deutlich gemacht, dass genau in dieser Straße – genauer gesagt in der Hausnummer 1 – bei Franco Albrecht Waffen gefunden wurden. Der Rechtsterrorist, der sich seit Donnerstag vor Gericht für das Schreiben von Todeslisten und Auskundschaften politischer Gegner:innen verantworten muss, wuchs in der Bettinastraße auf und wohnt dort auch heute noch! Die Nachbarschaft wurde mit Flyern über ihren umtriebigen Nazinachbarn aufgeklärt, die Reaktionen reichten von Staunen bis Entsetzen. Auch die Apfelweinkneipe Klein (Bettinastraße 16) wurde als homezone von Albrecht öffentlich gemacht.

Nachdem vor der Offenbacher Synagoge ein herrenloses Gepäckstück gefunden wurde und die umliegenden Straßen evakuiert worden waren, nahm die Demonstration einen Schlenker über die Taunusstraße Richtung Rathaus. Gegen Abend gab es glücklicherweise Entwarnung bezüglich des Gepäckstücks. Um 17 Uhr erreicht die Demonstration ihren Endpunkt. Dort wurde der letzte Redebeitrag von NSU Watch Hessen gehalten. Er behandelte rechten Terror, den staatlichen Unwillen diesen aufzuklären und aktuelle Beispiele wie den sogenannten NSU 2.0. Die Gruppe begleitet auch den Prozess gegen Franco Albrecht und lädt zu jedem Tag Protokolle auf ihrer Webseite hoch.

Damit endete die antifaschistische Demo gegen rechten Terror in Offenbach. Sie stellt den Startpunkt für die Kampagne dar.